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Ernährung

Wie Du Dich gesund ernähren und gleichzeitig das Klima schützen kannst

Sich mit der eigenen Ernährung auseinander zu setzen, lohnt sich. Denn es gibt kaum einen Bereich, der so weitreichenden Einfluss auf unser Leben hat. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung führt ja nicht nur direkt zu mehr Gesundheit, Fitness, Widerstandsfähigkeit oder Wohlgefühl. Es sorgt auch für ein längeres und vitaleres Leben. Und: wir können sogar einen großen Beitrag für den Klimaschutz und damit für die gesamte Erde leisten. Etwa 30 Prozent aller Klimagase werden – Untersuchungen zufolge – allein durch unsere Ernährung verursacht. Wie man gute Ernährung und Klimaschutz unter einen Hut bringen kann, das wollte unsere Autorin Elvira Birgit Speer erkunden. Dafür hat sie sich „Das gesunde KLIMA-Kochbuch“ von Martina Schneider angesehen.

Dies ist ein Audio-Beitrag, der am 28.01.2021 bei MDR Kultur gesendet wurde. Aus rechtlichen Gründen hier nicht das Audio, sondern nur das Manuskript.

 

Mein erster Blick als passionierte Köchin gilt natürlich den Rezepten. Denn Kochen muss vor allem eins: Spaß machen! Das Buch liefert fast 100 Rezepte, die dem Klima dienen sollen. Darunter Klassiker wie Goethes Frankfurter Grüne Soße oder Modernes wie Wirsing-Quinoa-Rouladen an Kurkuma-Soße. Ich entscheide mich für eine schnelle Karotten-Puffer-Variante mit Joghurt-Dip.

(Athmo Anbraten…)

Dazu werden Karotten und Kartoffeln frisch gerieben, anschließend wird die Masse mit einem Ei, geriebenen Haselnüssen, Orangenabrieb und etwas Mehl vermischt und schließlich ausgebacken. Als Eiweißlieferanten dienen Kartoffeln, Joghurt und Ei. Und damit sind wir gleich beim wichtigsten klimafreundlichen Punkt:

  1. Vegetarisch essen

Fleisch und Wurst sind Lebensmittel, die besonders viele Klimagase produzieren. Fast 70 Prozent der Treibhausgase in der Landwirtschaft entstehen durch die Erzeugung tierischer Produkte. Zum einen produzieren die Tiere selbst klimaschädliche Gase, zum anderen werden für ihre Ernährung stark Pestizid-belastete Pflanzen eingesetzt – und das in rauen Mengen.

Zitat aus dem Buch: „Zuallererst muss also gegen den größten Klimagas-Erzeuger in unserer Ernährung vorgegangen werden. Das gelingt, wenn der Fleischkonsum und damit die Anzahl der Nutztiere … verringert werden. Halb so viele Tiere bedeutet nur noch halb so viel CO2“.

In ihrem Buch empfiehlt die Ernährungsberaterin Martina Schneider gemäß der offiziellen Ernährungspyramide, den Fleischkonsum zu halbieren. Nimmt man den Klimaschutz wirklich ernst, kann man natürlich mit einer rein pflanzenbasierten Ernährung am meisten erreichen. In diesem Punkt hätte die Autorin also durchaus etwas deutlicher sein dürfen. Immerhin sind die Rezepte vegetarisch und enthalten hochwertige Eiweißquellen.

  1. Saisonal und regional essen

Das Buch unterscheidet zwischen Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Wintergerichten bzw. Rezepten für jede Jahreszeit – wie meine Karottenpuffer, die in der Pfanne schon langsam kross werden.

Zitat aus dem Buch: „Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, welchen Weg so ein Lebensmittel bereits hinter sich gebracht hat, bevor es bei Ihnen auf dem Teller liegt? Bei jedem einzelnen Schritt, vom Acker bis auf den Küchentisch, wird Energie eingesetzt. Energie, die Treibhausgase verursacht und das Klima erwärmt“

Beheizte Treibhäuser, Äcker mit Fußbodenheizung, Frachtflüge über zehntausende Kilometer – all das sorgt für eine miese Klima-Bilanz. Wer also jetzt im Winter auf Tomaten aus Spanien oder Äpfel aus Neuseeland verzichtet, leistet aktiv etwas für den Umweltschutz. Als besonders klimafreundliche Einkaufsmöglichkeit bietet uns die Autorin Wochenmärkte, Hofläden, örtliche Landwirtschafts-Kooperativen oder online bestellte Gemüsekisten an.

  1. Biologisch essen

Öko-Landwirte produzieren deutlich weniger Treibhausgase. Insofern ist auch der Griff zu Bio-Ware ein Beitrag für eine klimafreundlichere Ernährung.

Zitat aus dem Buch: „Bio-Produkte … schützen unsere Böden, das Trinkwasser, die Artenvielfalt und unsere Nutztiere. Damit sind sie auch die erste Wahl, wenn es um Gesundheit und Klima geht.“

Allerdings empfiehlt die Autorin auch hier: genauer hinschauen! Wenn ich im Supermarkt eine weitgereiste Bio-Gurke wähle, hebt das den positiven Klima-Effekt natürlich wieder auf.

  1. Naturbelassen essen

Je mehr Verarbeitungsprozesse ein Lebensmittel durchlaufen hat, umso schlechter seine Klima-Bilanz. Beispiel: Die Kartoffel. Beim Anbau von einem Kilogramm Bio-Kartoffeln wird laut Autorin 140 g CO2 freigesetzt – den Quellennachweis für die Zahl bleibt sie allerdings schuldig.

Zitat aus dem Buch: „Durch eine aufwendige Weiterverarbeitung der Kartoffel aber, beispielsweise zu Pommes Frites, kommt es zu einem deutlichen Anstieg von Treibhausgasen. Das Ergebnis sind 5700 g pro Kilogramm.“

Die frisch geriebenen Karotten-Kartoffelpuffer schneiden dafür ganz gut ab. Ich verpasse meinen Puffern  noch einen Joghurt-Dip mit etwas Zimt und kann mich endlich drüber her machen… Ein einfaches aber wirklich raffiniertes Gericht.

Das Fazit der Autorin: Man muss nicht ungeduldig auf Veränderungen warten, jeder einzelne von uns kann selbst etwas tun. Klimabewusste Ernährung heißt: pflanzenbasiert, möglichst biologisch und wenig verarbeitet, saisonal und regional. Wer so einkauft, vielleicht sogar mit dem Fahrrad, und möglichst wenig wegwirft – auch das spielt eine Rolle – , leistet einen großen Beitrag zum Klimaschutz.

 

Infos:

Martina Schneider: Das gesunde Klima Kochbuch. Trias Verlag, 156 Seiten, 19,99 Euro.

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