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Jung bleibenNaturheilkunde

Auf den Spuren des sächsischen Naturheilkundlers Friedrich Eduard Bilz

von 27. Juli 2021August 17th, 2021Keine Kommentare

Der Naturheilkundler Friedrich Eduard Bilz war ein Tausendsassa! Der pfiffige Sachse hat die Bilz-Brause (später umbenannt in Sinalco) erfunden, war mit Karl May befreundet und hat in Dresden Radebeul ein Wellenbad errichtet, das es heute noch gibt. Viel wichtiger aber ist sein unschätzbarer Beitrag zur Volksheilkunde in Deutschland. Die „Gesundheits- und Aktivregion“ rund um Lunzenau, Burgstädt und Penig hat dem in Arnsdorf geborenen Bilz ein besonderes Denkmal gesetzt: Den Bilz-Rundwanderweg. Er führt durch einen wildromantischen Park, über sanft geschwungene Hügel und bietet traumhafte Panorama-Ausblicke.  Auf einer geführten Tour kann man die Ideen des Vaters der volkstümlichen Naturheilkunde kennen lernen.

Dies ist ein Audio-Beitrag, der am 26.07.2021 bei MDR Kultur gesendet wurde. Aus rechtlichen Gründen hier nicht das Audio, sondern nur das Manuskript.

 

Unsere erste Station ist der Heinrich-Heine-Park in Lunzenau mit seinem seltenen, zum Teil exotischen Baumbestand. Wir wandern über einen Felsvorsprung mit einer künstlich geschaffenen Ruine, unter uns fließt die Zwickauer Mulde dahin. Genau das hätte den sächsischen Altmeister der Naturheilkunde, Friedrich Eduard Bilz, begeistert: Bei schönem Wetter durch die Natur wandern und dabei Licht, Luft und Sonne tanken. Denn wie der ehemalige Fabrikarbeiter Bilz einst sagte: „Wo die Sonne nicht hinkommt, da kommt der Arzt hin“.

O-Ton Ines Kunze: „Die Grundidee war einfach ein natürliches Leben. D.h. zurück zur Natur, die freie Luft atmen, viel Luft auch in die Räume hinein lassen, viel Licht hinein lassen. Er hat auch ganz einfache Vergleiche angestellt: Der Bauer auf dem Feld ist braungebrannt und kräftig und gesund. Und die Leute, die aus der Fabrik kommen, die sind blass, haben eine aschfahle Gesichtsfarbe und sind kränklich. Daraus hat er seine Schlüsse gezogen. Es sollte auch einfach gehen, seine Gesundheit zu erhalten, z.B. das Barfußlaufen durchs nasse Gras. Das ist ja eine Art des Kneipens, das das Immunsystem anregt und abhärtet“.

Gemeinsam mit der Heilpraktikerin Ines Kunze wandere ich entlang des Bilz-Rundwanderweges. An verschiedenen Stationen erzählt sie, was wir laut Friedrich Eduard Bilz für unsere Gesundheit tun können. Seine Erkenntnisse veröffentlichte der Autodidakt 1888 in einem Werk, das für das einfache Volk sämtliche Köpervorgänge beschrieb. Mit Hilfe vieler Zeichnungen empfahl er schlichte Maßnahmen zur Erhaltung der Gesundheit für Jedermann. Kein Wunder, dass das Bilz-Naturheilkundebuch bis über die Grenzen Deutschlands hinaus schnell zu einem Verkaufsschlager wurde. Das Lebenswerk des in Arnsdorf bei Penig geborenen Gärtnersohnes wird seit 2010 in der „Gesundheits- und Aktivregion“ rund um Lunzenau gewürdigt. Neben dem Wanderweg entstand hier auch noch ein Radweg. Auf Tafeln werden einige der Bilz-Gesundheitstipps veranschaulicht, man kann sie aber auch – inklusive leichter Bewegungsübungen – auf einer geführten Wanderung erleben.

O-Ton: „So gabs eine Übung z.B. „Armwerfen seitwärts“, d.h. man hat die Arme hängend vor dem Körper und man kann sie einfach so von hüben nach drüben ausladend bewegen. Auch da hat er immer beschrieben, was das für eine Wirkung hat: ‚Diese Bewegung ist z.B. sehr heilsam und belebend für die Leber, die Milz und die Rückenmuskeln‘. Es war ihm ganz wichtig, dass die Menschen verstehen: was kann ich mir damit Gutes tun? Und dass sie auch selbst diejenigen sind, die für sich verantwortlich sind“.

Bewegung also nicht zum Muskelaufbau, sondern um die inneren Organe zu beleben. Hochleistungssport war für Friedrich Eduard Bilz Raubbau am Körper. Lieber sollte man mit einem Lächeln im Gesicht durch die Natur wandern oder radeln, das sorgt gleichzeitig für Lebensfreude. Und die ist wichtig!

O-Ton: „Bilz hat gewusst, dass Angst lähmen kann. Jeder stelle sich einmal vor, wenn er sich erschrickt: Huch! Dann zieht er alles zusammen. Und genauso, wie unser Körper sich zusammenzieht, die Fäuste sich ballen und die Arme sich anlegen, genauso geht es jeder einzelnen Zelle in uns. Und dann kann der Stoffwechsel nicht wirklich funktionieren. Wenn wir aber fröhlich sind und lachen, dann sind wir gelöst. Und genauso ist jeder Bereich im Körper gelöst, Lymphe und Blut können fließen und der Körper kann seiner natürlichen Funktion nachkommen. Und deswegen hat Bilz gesagt: es braucht Wege zur Lebensfreude! Und das kann man erreichen, indem man ein Ziel hat im Leben“

In aller Ruhe ein Ziel zu verfolgen macht laut Bilz glücklicher, als jeder Besitz! Während wir weiter wandern in das malerische Örtchen Rochsburg bleibt viel Zeit über die Bilz‘sche Anschauungsweise des Lebens nachzudenken. Seine Auffassungen könnten aktueller nicht sein: Die Organe gesund erhalten mit täglicher Bewegung, viel Atmen an der frischen Luft, mäßig und gesund essen und vor allem: dem Tag einen Rhythmus geben.

O-Ton: „Auch ein Thema, das ich sehr aktuell finde! Denn heute will man an jedem Event teilnehmen, überall dabei sein und will alles mitnehmen. Man verpulvert natürlich auch seine Lebenskraft, die man vielleicht für andere Sachen gebrauchen könnte.“

Das Wandern hingegen schenkt Lebenskraft. Unterwegs auf dem Promenadenweg bietet sich uns ein traumhafter Ausblick auf die Rochsburg. Weiter geht’s an Feldern entlang nach Arnsdorf, wo das Geburtshaus von Friedrich Eduard Bilz steht, das leider verfällt und nicht – wie ursprünglich geplant, saniert und zum Bilz-Museum wurde. Von hieraus gelangt man über Wiesen wieder nach Lunzenau, den Ausgangspunkt des dreistündigen Rundgangs – mit dem guten Gefühl, viel über Bilz gelernt und dabei wirklich etwas für die eigene Gesundheit getan zu haben.

 

 

Übrigens: Falls Du jetzt selbst Lust bekommen hast, auf den Spuren von Friedrich Eduard Bilz zu wandern oder zu radeln (es gibt auch noch einen Radwanderweg): Du kannst Dich informieren über den Tourismusverein des Heimat- und Verkehrsvereins Rochlitzer Muldental. Die Homepage lautet: www.rochlitzer-muldental.de.

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