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ErnährungJung bleiben

Beeren stärken das Immunsystem

von 6. November 2020Dezember 16th, 2020Keine Kommentare

Der Herbst ist Beerenzeit und die Wildobstgehölze sind voller farbenprächtiger Beeren. Diese sind prall gefüllt mit wertvollen Inhaltsstoffen, die unser Immunsystem so richtig hochfahren lassen. Wie wir mit den Beeren fit werden für die Winterzeit – darüber jetzt mehr in einem Beitrag, der am 6. November bei MDR Kultur gesendet wurde. Aus rechtlichen Gründen hier nicht das Audio, sondern nur das Manuskript.

 

Wer ins „Uhlsdorfer Marmelaedchen“ möchte, wird derzeit von einem flammend roten Blättermeer empfangen. Ein Aronia-Hain im Herbstkleid ziert die Wiese vor dem nostalgischen Laden, gelegen mitten auf dem Lande bei Limbach-Oberfrohna. Drinnen bietet Annett Groh hausgemachte Spezialitäten von der Wilden Wiese aus Wildfrüchten & Kräutern an. In den Regalen steht alles, was das naschhafte Herz begehrt – Marmelade, Sirup, Saft, kandierte Wildfrüchte oder Likör. In jedem einzelnen Gläschen steckt ein Power-Kick fürs Immunsystem.

O-Ton Annett Groh: „Die Aroniabeere verwenden wir gerne als Saft. Das gibt’s in vielen Läden zu kaufen, man kann ihn auch selber aus den Beeren pressen. Die Aroniabeere kann man getrocknet beim Backen mit verwenden, ins Müsli…“

Die Möglichkeiten der Verarbeitung in der Küche sind vielfältig, so die Kräuterpädagogin Annett Groh. Die medizinische Wirkung beruhe dabei vor allem auf den sogenannten Anthozyanen.

O-Ton Annett Groh: „Alle dunklen Beeren haben diese Anthozyane. Das sind die dunklen Pflanzenfarbestoffe. Und die wirken unheimlich immunstärkend. Und natürlich können wir das im Herbst und Winter gut gebrauchen. Traditionell wurde ja früher z.B. die Holundersuppe in unserer Region im Herbst gekocht. Und das war nicht einfach nur, weil der Holunder da war. Sondern weil es den Hausfrauen bekannt war: Der Holunder wirkt sehr gut aufs Immunsystem“

Die Beeren sorgen dafür, dass unliebsame Eindringlinge, insbesondere Viren, gestoppt werden. Viren verbreiten sich, indem sie Zellen umprogrammieren, so dass diese dann neue Viren produzieren. Die Wirkstoffe in den Holunderbeeren unterstützen das Immunsystem dabei, die Rezeptoren zu blockieren, über die die Viren in die Körperzellen gelangen. Man könnte die Beeren also als natürliche Virostatika bezeichnen. Was unsere Vorfahren aus Erfahrung wussten, ist nun auch wissenschaftlich bewiesen.

O-Ton Annett Groh: „Und wenns dann soweit ist, dass man merkt, es ist eine Erkältung im Anmarsch, dann ist es natürlich so traditionell: warmen Holundersaft, oder noch besser, man kocht sich beides vom Holunder: Die Holunderblüte als Tee und macht sich dann noch einen Schwups warmen Saft rein. Das ist schweißtreibend und treibt sämtliche Erkältungen gleich wieder raus“.

Die sächsische Region ist reich gesegnet mit Beerengehölzen. Neben dem Holunder wachsen hier auch der Schwarzdorn, die Wildrose mit ihren rot glänzenden Hagebutten, die Vogelbeere, die gerne auch „Zitrone des Erzgebirges“ genannt wird oder die Schlehe. Diese wilde Verwandte der Hauspflaume mit ihren Dornen wird fälschlicherweise oft für giftig gehalten.

O-Ton Annett Groh: „Die Schlehe, wenn man sie roh mal kosten würde, ist sehr sehr herb. Man spuckt sie wirklich gleich wieder aus.  Da sind diese herben Gerbstoffe, die auch gut fürs Immunsystem sind. Die Schlehe kann man dann weiter verarbeiten, indem man sie erst einmal einfrostet, da wird sie etwas milder und ein bisschen bekömmlicher und angenehmer im Geschmack. Und man kann  von der Schlehe einen Saft auch machen, Gelee, einen Schlehenwein ansetzen und Likör“

Unsere Abwehrkraft profitiert dabei auch von dem hohen Vitamin-C-Gehalt der Schlehe. Der Star unter den Vitamin-C-Lieferanten ist allerdings der Sanddorn. Pro 100 g Beeren enthält er 260 mg Vitamin C. Damit übertrumpft er locker die Zitrus-Pflanzen, die nur mit schlappen 50 mg aufwarten können.

Im Garten von Annett Groh wollen die Sanddorn-Pflanzen allerdings nicht so recht heimisch werden – sie tragen kaum. Wir werden 70 km weiter nördlich fündig: An der Leipziger Seenplatte fühlt sich der Sanddorn so richtig wohl. Er war Teil eines Rekultivierungsprogramms nach der Wende, weiß der Wildpflanzen-Experte Markus Strauß:

O-Ton Markus Strauß: „ In dem neuen Seengebiet südlich von Leipzig ist sehr viel Sanddorn angepflanzt worden, weil der eben ganz tolle Wurzelgeflechte macht und diese Böschungen sehr gut befestigen kann. Und da kann man jetzt auch in der freien Natur draußen im Herbst sehr viel Sanddorn ernten.“

Wer keinen Sanddorn in der Nähe hat, wird in der Drogerie fündig, so Dr. Markus Strauß:

O-Ton Markus Strauß:: „Das wäre ne dicke Empfehlung: Sanddorn-Muttersaft zu kaufen. Das ist also pur praktisch nicht genießbar, weil das sehr viel Fruchtsäure enthält. Aber das verdünnt man dann mit Wasser. Und das ist natürlich fürs Immunsystem ganz toll.“

Alle einheimischen Beeren eignen sich bestens zum Aufbau eines vitalen Immunsystems. Dass dieses süß-herbe kulinarische Erlebnis gleichzeitig noch unseren Gaumen verwöhnt, lassen wir uns gerne gefallen.

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